Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

August 1991. Der Eiserne Feliks schlägt dumpf auf dem Asphalt auf; die UdSSR zerbröckelt in ihre einzelnen Buchstaben. Berauscht vom "Wind of Change" legen die Menschen ihre Trümmer auf dem Friedhof der Geschichte ab. Doch dass die Toten nicht immer bereit sind zu ruhen, weiß Sergej Lebedev kunstvoll in seinem neuen Roman "Menschen im August" ("Ljudi avgusta") zu zeigen.

Aleksandar Hemons erstes autobiografisches Werk ist eine spannende Partie. Eine, bei der nach dem Schlusspfiff die Halbzeitpause kommt und die auf mehreren Plätzen zugleich gespielt wird. In kurzen Episoden erzählt er von Fußball und Schach, Sarajevo und Chicago, Unbequemem und manchmal Unerträglichem – oder enttarnt ganz nebenbei die westliche Selbstgefälligkeit unter dem Deckmäntelchen multikultureller Öffnung.

Zaza Burchuladze bekam in Georgien schon früh den Ruf des geschickten Provokateurs. Sein exzentrisches Auftreten in den Medien und seine direkten Invektiven gegen die orthodoxe Kirche haben nicht nur die Verkaufszahlen seiner Bücher rasch nach oben getrieben, sondern auch seine letztliche Flucht aus Georgien bedingt. Sein Buch "Adibas" (georgische Erstveröffentlichung 2009) liegt nun in deutscher Übersetzung vor.

Wie oft hat man im letzten Jahr in den Medien gehört, dass der Konflikt in der Ukraine mit einem Sprachproblem zwischen ethnischen Russen und Ukrainern zusammenhängt. Andrej Kurkov, einer der bekanntesten ukrainischen Autoren, der die meisten seiner Bücher auf Russisch verfasst hat, zeigt in seinem "Ukrainischen Tagebuch" eindrücklich, dass es auf dem Majdan um etwas ganz anderes ging.

Zu jeder Nacht- und Tageszeit des Frühjahrs 2014 erreichten uns im Liveticker Nachrichten über Proteste in der Ukraine. Selten erfuhren wir zu jener Zeit etwas über die Hintergründe der Revolution auf Kiews Unabhängigkeitsplatz. Dem Sammelband "Euromaidan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht" gelingt es, diese Lücke zu schließen.

In ihrem Roman "Dreizimmerwohnung aus Plastik" ("Umělohmotný Trípokoj") taucht Petra Hůlová in die Welt einer modernen Prostituierten in Prag ein. Die Lektüre verspricht den Genuss sprachlicher Genialität und zugleich Schamesröte im Gesicht: Hůlovás Erzählerin bringt tiefste Intimitäten zur Sprache – und lässt kein gutes Haar am bürgerlichen Leben.

Fragt man Opiat-Abhängige, wie sie den Rauschzustand nach dem Konsum der Droge erleben, erhält man meist schwer greifbare und wirre Antworten. "Morphin" ist ein solches Opiat. Der auch auf Deutsch erschienene Roman des polnischen Autors Szczepan Twardoch steht dem namengebenden Suchtmittel in Sachen Rauschhaftigkeit in nichts nach. Von der ersten bis zur letzten Seite wird der Leser hineingesogen ins Warschau des Jahres 1939, in eine Welt voll kalten Ekels, schonungsloser