Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

Saša Sokolov reiht sich ein unter jene Schriftsteller, deren Erfolg beim ausserrussischen Publikum bei der Übersetzung verloren gegangen ist. Seine Texte dringen so tief in die Seele der russischen Sprache ein, dass selbst Muttersprachler sich darin zu verirren Gefahr laufen. Für die deutschen Leser hingegen bleiben Sokolovs Bücher zum grössten Teil eine Symphonie, deren Pracht ihnen als taube Rezipienten unzugänglich bleibt.

1. Preis im novinki-Wettbewerb - für das beste Autorenportrait! Als sie vor fünfzehn Jahren nach Deutschland kam, kannte Tzveta Sofronieva vier Wörter: »gut«, »kaputt«, »heil« (von »Heil Hitler!«) aus russischen Kriegsfilmen und »das Sein«, wegen Kant. Derart ausgerüstet startete die 28-Jährige in ihre fünfte Sprache, die sie spielerisch lernte, „da sie nicht beabsichtigte, im Deutschen zu bleiben, wie Kinder nichts beabsichtigen“.

2. Preis im novinki-Wettbewerb - für das originellste Autorenportrait! „Literatura babska – Weiberliteratur“, sagte meine Freundin, Polonistikstudentin aus Poznań, als ich sie fragte, warum Olga Tokarczuk auf größeres literaturwissenschaftliches Interesse stoße als Manuela Gretkowska. Warum Erstere in Deutschland einigermaßen bekannt sei, den Namen Manuela Gretkowska jedoch hierzulande noch kaum einer gehört habe. In der polnischen Öffentlichkeit sind schließlich beide Autorinnen sehr präsent und beide werden zur Frauenliteratur gezählt.

Vladimir Arsenijevićs Werke scheinen vom Abwassersystem des antiken Roms inspiriert. Es geht um die Existenz im Unrat, um das Leben während und nach den jugoslawischen Kriegen der 1990er Jahre. Arsenijević verfolgt feige Freaks und Drogendealer, alternde Schauspielerinnen und Drückeberger und bezieht sich selbst und den „Vorsitzenden“ (Milošević) in das postmoderne Spiel von Fakt und Fiktion mit ein.

Wieder und wieder zieht es Arkadij Babčenko in den Kaukasus – in den Krieg. Nach seiner Rückkehr aus dem Zweiten Tschetschenienkrieg hat der studierte Jurist das Gewehr jedoch endgültig gegen die Waffen des Schriftstellers, Journalisten und neuerdings auch Kriegsfotografen eingetauscht: Mit Kugelschreiber und Kamera gerüstet, ist er in den Kampf gegen das Vergessen und für die Wahrheit gezogen.

Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkov schreibt Kriminalromane, die meist nur den Rahmen für eine Realsatire bilden. Mit zynischem Blick erfasst er den alltäglichen Wahnsinn der postsowjetischen Staaten. Seine Erzählungen bewegen sich zwischen tragischer Komik und komischer Tragik.

Eine Begegnung mit der Aktionskünstlerin, Fotografin und Schriftstellerin Julia Kissina in ihrer Berliner Wohnung. Über das Spiel mit der eigenen Biografie, mit Klischees und Stereotypen, mit literarischen Verfahren und kunsthistorischen Traditionen.

Miljenko Jergović ist zweifelsohne einer der herausragenden zeitgenössischen Schriftsteller aus Bosnien. 1966 in Sarajevo geboren gehört er zu der bosnisch-kroatisch-serbisch schreibenden Generation, die die jugoslawische Variante der europäischen Wende der 90er Jahre – meist im Begriff ‚Bürgerkrieg’ zusammengefasst – in ihrem ganzen Impetus erfahren und als prägend literarisch verarbeitet hat.