Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

Ein Dialog zwi­schen den Sprachen

Ein Por­trät der Lyri­kerin Ol′ga Martynova

 

Ol′ga Mar­ty­n­ovas Lyrik könnte man ganz ohne fremde Worte vor­stellen. Man müsste nur die rich­tigen Stellen nehmen, anein­ander reihen und ein einzig aus Zitaten bestehender Text würde einen ersten Ein­druck von ihrer Poesie ver­mit­teln. Ihre selbst­re­fle­xiven oder meta­poe­ti­schen Gedichte sagen oft viel über sich selbst, über die Kunst oder die Sprache im All­ge­meinen, sowie über ihre eigene Gemacht­heit, über Mar­ty­n­ovas Schreib­weise im Beson­deren. „Die Sprache, der Falter mit dem Hin­ke­flügel“ zeigt sich dabei als ein ver­letztes und zer­brech­li­ches Gerüst des Men­schen. Doch es gibt ihn noch, den „Flü­gel­schlag der Vogel-Harfe“, die nur „in die Zweige gehängt“ wurde, und es gibt auch noch „Wasser“, sogar einen „Strom“, zumin­dest im Gedicht. Und auch wenn die Sprache, ein ver­letzter Falter, hier wohl nicht mehr fliegen kann, so können an anderer Stelle immerhin noch „Buch­staben“ „Fenster zu mit­ter­nächt­li­chen Sälen“ öffnen. Nicht nur hier spre­chen Mar­ty­n­ovas Gedichte, indem sie Geschichte und Mythos, Städte und Länder von Neuem besingen, zugleich über sich selbst. Trotzdem weisen ihre Gedichte auch ständig über sich hinaus, auf Orte, Land­schaften, mythi­sche Namen und poe­ti­sche Vor­fahren, und darum lohnt es sich, auf die Suche zu gehen, um den manchmal schwer ver­ständ­li­chen Gedichten näher zu kommen.

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Geboren in Dud­inka bei Kras­no­jarsk in Sibi­rien, auf­ge­wachsen in Peters­burg und seit 1991 in Frank­furt am Main, schreibt Olga Mar­ty­nova ihre Gedichte nach wie vor auf Rus­sisch, und dabei wird es wohl auch bleiben. Trotzdem ist sie in der deut­schen Sprache schon so hei­misch geworden, dass sie seit einigen Jahren Rezen­sionen auf Deutsch ver­fasst. Eine Aus­wahl dieser Bespre­chungen, in denen sie als eine Ver­mitt­lerin zwi­schen deut­scher und rus­si­scher Lite­ratur auf­tritt, wurde 2003 unter dem Titel Wer schenkt was wem bei Rim­baud ver­öf­fent­licht. Der­zeit schreibt sie sogar an einem Roman auf Deutsch, er han­delt von einer Ger­ma­nistin, die in Sankt Peters­burg lebt und durch den Beruf, die Fami­li­en­ge­schichte und eine Lie­bes­ge­schichte eine sehr enge Ver­bin­dung zu Deutsch­land hat. Doch solange muss der deut­sche Leser auf deut­sche Aus­gaben nicht warten, denn Mar­ty­nova hat selbst schon etliche ihrer Gedichte ins Deut­sche über­tragen. 2001 ist die zusammen mit Elke Erb über­setzte Aus­wahl Brief an die Zypressen erschienen. Vor kurzem der Gedicht­band Rom liegt irgendwo in Russ­land, der nach einem gemein­samen Rom­auf­ent­halt mit der Peters­burger Dich­terin Elena Švarc ent­standen ist. In ihrem acht­tei­ligen Bei­trag zu diesem Buch wird Rom zum Zei­chen für ein gewal­tiges his­to­ri­sches Erbe, das uns die Ver­gan­gen­heit hin­ter­lassen hat, das jedoch zu einer Last geworden ist, einer Bedro­hung, einem alles ver­schlin­genden „Schlund“. Rom ist hier ein Ort, der so voll ist von Geschichte, Kultur, Bedeu­tung und Größe, dass er dem heu­tigen Besu­cher jede Frei­heit raubt, keine Mög­lich­keit lässt, aus der „para­die­renden Ewig­keit“ aus­zu­bre­chen, obwohl Rom doch nur von der „Leiche seiner Groß­mutter“ lebt. Ein Ort, der ver­schlungen wurde von der heu­tigen Zeit, der zur Ware dege­ne­riert ist, zum „Ewig­keits­laden“, der nur als sol­cher über­haupt noch Sinn bekommt durch die irgendwie per­verse Bewun­de­rung seiner Besu­cher, der sich an sie ver­kauft, pro­sti­tu­iert, um zu überleben.

Es ist wohl die beschrie­bene Lebens­si­tua­tion zwi­schen zwei Län­dern und Spra­chen oder, um es in ihren eigenen Worten zu sagen, zwi­schen dem „Dürren und Sei­denen der deut­schen Zunge“ und dem „Bro­tigen, Eut­er­warmen der rus­si­schen Sprache“, die mit Ver­traut­heit gepaarte Distanz, die Fremd­heit ihres Blicks, die Mar­ty­nova viel­leicht gerade für deut­sche Leser beson­ders inter­es­sant macht. Der Dialog, der dabei zwi­schen rus­si­scher und deut­scher Lite­ratur ent­steht, scheint jedoch nur eine Nuance eines grö­ßeren Ent­wurfes zu sein, wel­ches in frü­heren Gedichte wie Besame mucho, Na skvoz­janke evropy („In der Zug­luft Europas“) oder evro­pe­jskoe utro („Euro­päi­scher Morgen“) Europa genannt wird. Dabei ent­steht ein poe­ti­sches Gesamt­bild, in dem Rom nur noch als eine von vielen Koor­di­naten erscheint. Dieses Europa hat jedoch nichts mit der büro­kra­ti­schen Instanz der Euro­päi­schen Union zu tun, son­dern steht für eine zer­split­terte, nicht nur irri­tierte, son­dern seit jeher unei­nige kul­tu­relle For­ma­tion. In diesen Gedichten tritt das antike Europa, die mythi­sche Gestalt wie das Jahr­tau­sende alte Erbe des Abend­landes in einen Dialog mit der Schre­ckens­ge­schichte des 20. Jahr­hun­dert und dem nur scheinbar heilen Leben nach dem Ende des Kalten Krieges. Dabei ent­steht kein idea­li­siertes und auch kein abge­schlos­senes Bild, viel­mehr sucht der uns in Mar­ty­n­ovas Gedichten begeg­nende Blick nach dem Ver­bor­genen und Ver­steckten, nach dem, was „nie­manden schert, was nackt dar­unter her­vor­blitzt“, unter dem „Fli­cken­mantel“, oder einer anderen Über­set­zung zu Folge: „keiner sah ihre Blöße“. Und er findet ein Europa, wel­ches „sauber… aus­ge­fegt“ ist, in dem „der Wind das Grauen von ges­tern über den Boden“ treibt. Mar­ty­nova sucht die Schwach­stellen west­eu­ro­päi­scher Makel­lo­sig­keit, die Heu­chelei in der Moral. Dabei ergänzen mythi­sche Bilder his­to­ri­sche, und werden zudem in einen Bezug gestellt zu einer sub­jek­tiven Erfah­rung, die jedoch selten das Zen­trum der Gedichte ist, son­dern öfter eine fremde, fast heim­liche Beob­ach­terin, ein loser, aber gewahrter Bezugs- und Blick­punkt. So hören wir am Ende des Gedichtes Na skvoz­janke evropy, dass das Leben „in der Zug­luft Europas“, das „epi­sche Weiter und Weiter“ am Ende „nicht durch­zu­halten“ ist. In diesen Gedichten oder anderen, die sich spe­ziell Deutsch­land widmen, sehen wir einen uns nahen Gegen­stand durch fremde Augen, das Hei­mi­sche zwar als Ver­trautes, aber als Anver­trautes. Man kann hier eine Distanz zu sich selbst finden, die bekannt­lich die Bedin­gung für Wahr­neh­mung und Erkenntnis ist, wenn­gleich es hier natür­lich um eine beson­dere Form der Erkenntnis geht: um poe­ti­sche Erkenntnis, um das durch eine beson­dere Sprache neu ver­mit­telte Ver­hältnis zwi­schen Ich und Welt. Das Ich dieser Gedichte befindet sich zumeist in einer eigen­ar­tigen Schwebe und Unent­scheid­bar­keit, in einem pas­siven Zögern und Zwei­feln, einem unver­stän­digen Staunen. Und obwohl dieses Leben, das euro­päi­sche, „das epi­sche Weiter und Weiter…“ am Ende „nicht durch­zu­halten“ ist, hat man doch das Gefühl, dass es weiter gehen wird. So ver­weisen drei roman­ti­sche Pünkt­chen am Schluss des Gedichtes auf eben diese Fort­set­zung, ver­spre­chen hier aber weder Heil noch Voll­endung. Und viel­leicht ist genau dies die eigent­liche Qua­lität von Mar­ty­n­ovas Dich­tung: eben doch durch­zu­halten, die Fähig­keit, nicht heilen, weder schön reden noch schlecht machen zu müssen und auch keine Erklä­rungen oder Lösungen anzu­bieten, son­dern ein­fach nur sehen zu wollen, mit einem fas­zi­nie­renden und fas­zi­nierten Blick.

In vielen Texten Mar­ty­n­ovas scheint es darum zu gehen, Gegen­sätze zu ver­einen oder mit­ein­ander zu kon­fron­tieren. In den Gedichten über Europa sind das im Hin­ter­grund immer wieder die Angst und die Liebe, „Phobos und Eros, die Brüder“, als ob sie zusammen erscheinen, um sich ihrer gemein­samen Her­kunft zu besinnen. Wider Erwarten findet man so auch kein Gegen­über von Europa und Russ­land, keine Tren­nung besteht zwi­schen den „Pariser Abfluss­rinnen“ und  „dem schwarzen Wasser der Newa“, ja Mar­ty­nova sagt selbst, dass Russ­land kul­tu­rell Europa sei. Im Grunde trifft man an jeder Weg­kreu­zung ihrer Poesie auf die Land­schaften und Städte Deutsch­lands, Frank­reichs oder Ita­liens, und natür­lich auch immer wieder auf Russ­land, allen voran auf Peters­burg, die Stadt ihrer Kind­heit, viel­leicht die Stadt der rus­si­schen Poesie schlechthin, viel­leicht die euro­pä­ischste, auf jeden Fall aber die ein­zige gezielt euro­pä­isch gebaute Stadt Russlands.
Mit der Petersburger/Leningrader Unter­grund­lyrik der 70er und 80er Jahre wuchs Mar­ty­nova auf. Anfang der 80er ent­stand um Oleg Jur′jev, Dmitrij Zaks, Valerij Šubin­skij und eben Ol′ga Mar­ty­nova die Gruppe Kamera Chra­nenija („Gepäck­auf­be­wah­rung“), damals poe­ti­sche Strö­mung und Verlag, heute ein Inter­net­pro­jekt, das sie bis heute als ihre lite­ra­ri­sche Heimat bezeichnet. Die Sami­z­da­tal­ma­nache dieser Zeit waren in der Tat als Auf­be­wah­rungs­orte für Texte gedacht, die in der Sowjet­zeit keine Publi­ka­ti­ons­mög­lich­keit hatten. In dieser Tra­di­tion sieht sie sich noch heute, in frei­lich anderen Zeiten und auch an einem anderen Ort. Und diese Tra­di­tion bezeichnet sie als die Fort­set­zung der gewaltsam abge­bro­chenen lite­ra­ri­schen Moderne, dazu passt auch ihre momen­tane Vor­liebe für die Obe­ri­uten, nament­lich für Charms, Vve­den­skyj, Sabo­lo­ckij und andere.

Eine beson­dere Stel­lung hat in ihren Gedichten auch das Motiv der Nacht. In der Regel ist schon der Titel das offene Bekenntnis zu einer Lei­den­schaft: pod­linnie pochož­de­nija noči („Die wirk­li­chen Aben­teuer der Nacht“), četyre vre­meni noči („Die vier Zeiten der Nacht“, titel­ge­bend für einen der rus­si­schen Gedicht­bände), Night unwraps the true stuff of the world oder Eše raz k noči („Noch einmal zur Nacht“). Die Nacht wird hier zur Offen­ba­rung der Nackt­heit und Blöße, der unver­fälschten Mensch­lich­keit. Sie ist das Negativ einer selbst­ver­ges­senen Welt und ein Erin­ne­rungs­spei­cher des Grauens. Sie ist das Gegen­stück zum sorg­losen Tag und somit auch das ein­zige Gewissen der Welt. Zugleich aber ist die Nacht der Ort, an dem die fest­ge­fah­rene Ord­nung der Sprache in ein pro­duk­tives Chaos zer­fällt, und somit der Ort der Poesie schlechthin. Zwar sind es in der Regel ein­fache nächt­liche Szenen und Stim­mungen, die beschrieben werden, „die bar­fü­ßige Nacht“, „so ein­äugig wie unruhig“, doch schnell werden die „gegen­läu­figen Fahr­bahnen der Nacht“ und die „im Gold des Para­dieses“ strah­lende „Gegen­spur“ zu Meta­phern für eine Umkeh­rung der Ver­hält­nisse, eine stille und heim­liche Revolte gegen die Sprache und ihrer Ord­nung. Und so ist es kein Zufall, dass die Nacht oft vom Regen begleitet wird und mit ihm fast sym­bio­tisch in einer Zunei­gung zum Dunklen und Unge­liebten ver­schmilzt. Dabei ist die Nacht, die Zeit der Nacht, die Dun­kel­heit nur ein Ort, an dem nach anderen mög­li­chen Welten außer­halb der Herr­schaft von Ver­nunft, Logik, Sinn und Bewusst­sein gesucht wird, nach einer poe­ti­schen Welt des Para­doxes und der Mög­lich­keit, des Traumes und des Laby­rinths. „…My dumaem, čto my dumaem, no my ne dumaem /(…)/…My čuvst­vuem, čto my čuvst­vuem, no my ne čuvst­vuem.“ („…Wir denken, dass wir denken, aber wir denken nicht /(…)/…Wir fühlen, dass wir fühlen, aber wir fühlen nicht), heißt es da an einer Stelle, und an einer anderen: „Son razuma  porož­daet ešё odin son.“ („Der Schlaf der Ver­nunft gebiert noch einen anderen Schlaf.“). Der Sprache der Poesie kommt hier die Auf­gabe zu, Türen zu öffnen, die in der Alt­gas­sprache und im All­tags­denken ver­schlossen sind. Wer an diesem leicht pro­phe­ti­schen Ton Anstoß nimmt, könnte einige Gedichte durchaus als eso­te­risch oder beleh­rend emp­finden. Für ihn gibt es aber auch eine humo­ris­ti­sche Seite Mar­ty­n­ovas, so zum Bei­spiel, wenn das lyri­sche Ich Epikur erklärt, was Gene und Hor­mone sind, obwohl es selbst nicht ver­steht, was diese Worte bedeuten, oder wenn in einem anderen Gedicht Gott, das Schicksal und der Zufall zusammen Tee trinken und sich unterhalten.

Ol′ga Mar­ty­nova bietet keine Lösungen an und sucht auch nicht ver­krampft nach der Epoche machenden Formel. Ganz im Gegen­teil bedeutet ihre Dich­tung ein Wie­der­finden der Zeit, sie hält Auf­merk­sam­keit für das Unbe­ob­ach­tete bereit und pflegt, was von ihr geschätzt wird, ohne zu laut zu sein und sich darum zu küm­mern, was man gerade lesen will. Gerade in ihrer Unbe­küm­mert­heit ist ihre Dich­tung am besten in ihren eigenen Worten zu beschreiben, die in diesem Fall einer Bespre­chung von Raoul Schrotts Nach­dich­tung des Gil­ga­me­sch­epos ent­nommen sind: Sie ist eine „Säbel­at­tacke gegen fort­schrei­tende Panzer“.

Die Mög­lich­keit, Mar­ty­n­ovas Dich­tung in ihren eigenen Worten zu beschreiben, hat nicht zuletzt mit der Selbst­re­fle­xi­vität ihrer Sprache zu tun, mit der stän­digen The­ma­ti­sie­rung der Dich­tung und Kunst selbst. So lesen wir in dem Gedicht Deine Buch­staben: „Regen kehrt die Blätter um, die Wörter/sind Fle­cken, dunkle Stacheln/deine Buch­staben.“ Und: „zwi­schen den Seiten bricht das Eis,/haltbar nur der alte Geruch des Papiers, seine Zeichen/aufgebäumt in unüber­setz­barem Zorn, wur­zel­bitter, nichts,/woraus du lernen könn­test.“ Und schließ­lich: „den Schre­cken wendet/das nächste Blatt./Wie üblich regnet es/bis hierhin und nicht weiter.“ Der Schluss des aller­letzten Gedichtes in „Brief an die Zypressen“ lautet: „die Grenze verlierend[….]/um dann schließ­lich als weißer Staub zu liegen auf seiner Seite im Buch?“. Der ganze Band endet mit dieser Aus­sicht, dieser Frage nach der Grenze des dich­te­ri­schen Mate­rials, der Ver­gäng­lich­keit von Dich­tung, die manchmal viel­leicht doch noch gerne eine Bewe­gung der Unend­lich­keit wäre. Immer wieder wird die Sprache inmitten ihrer Beob­ach­tung auf sich zurück­ge­worfen. Manchmal scheint es ganz uner­wartet und nicht geplant, so in einem Gedicht, das mit einem „Ein­ar­migen Lei­er­kas­ten­mann“ und dem „Lied meiner Kind­heit“ beginnt, dann beob­achtet: „das Volk der Ger­manen schlen­dert dahin, vor­nehm­lich Türken“, um schließ­lich mit den Zeilen zu enden:

„Meine Auf­gabe ist seltsam: den Staub durch­blasen, undeut­lich murmeln,
Was ges­tern deut­lich gesagt worden ist.
Der Wind bringt die Papier­chen fort. Nie­mand weiß wohin. Hin­kende Musik.
Das Leben setzt sich ab, schwer wie fetter Staub.
Und soviel wurde indessen nie­mand weiß wohin gefegt.
Fern die Küste: Der Wind unsichtbar. Das Anführungszeichen.“

Ja, will man da sagen, ja das ist eine hin­kende Musik, aber immerhin Musik, und zwar eine schöne und viel­leicht unserer Zeit sehr ange­mes­sene oder wohl­tu­ende. Es ist auch manchmal eine schwer ver­ständ­liche, hoch­kom­plexe Musik, aber noch immer Musik, und zudem eine neu­ar­tige und mutige. Für Mar­ty­nova gibt es, wie sie selbst sagt, keine her­me­ti­sche Dich­tung. Dich­tung sei näm­lich kein Begreif­werk­zeug, son­dern habe nur eine ein­zige Auf­gabe: Dich­tung zu sein. Hört man dem Bekenntnis zu einem undeut­li­chen Mur­meln nur genau zu, dann kann man sich viel­leicht die Frei­heit nehmen und selbst anfangen, die Gedichte Mar­ty­n­ovas, ihre in Angst und Hoff­nung geklei­deten Bilder, ein­fach nur wahr­zu­nehmen, zu sehen, zu staunen, ohne alles zu ver­stehen, genau so wie es ihre Gedichte mit der Welt tun.

 

Mar­ty­nova, Olga: Brief an die Zypressen. Aus dem Rus­si­schen von Elke Erb und Olga Mar­ty­nova. Aachen 2001.
Mar­ty­nova, Olga: Četyre vre­meni noči. Peter­burg 1998.
Mar­ty­nova, Olga und Schwarz, Jelena: Rom liegt irgendwo in Russ­land. Zwei rus­si­sche Dich­te­rinnen im lyri­schen Dialog über Rom. Russisch/Deutsch. Aus dem Rus­si­schen von Elke Erb und Olga Mar­ty­nova. Wien 2006.
Mar­ty­nova, Olga: Wer schenkt was wem. Bespre­chungen 1999–2003. Aachen 2003.
Gregor Laschen, Hans Thill (Hg.:) Leb wohl lila Sommer: Gedichte aus Russ­land. Hei­del­berg 2004.
Weiss­bort, Daniel und Valen­tina Poluk­hina (Hrsg.): Rus­sian Women Poets. London 2002.

www.newkamera.de/4vn.html (8.04.2007).

www.nzz.ch/2007/02/17/li/articleEOKID.print.html (8.04.2007).