Antonyčs Geist
Über den literarischen und politischen Trend der „Geopoetik“, eine neue und eine alte Mitteleuropa-Diskussion und über eine Séance mit dem Geist des ukrainischen Dichters Bohdan-Ihor Antonyč, der in Jurij Andruchovyčs jüngstem Roman Zwölf Ringe über den Karpaten schwebt. Ein Interview mit Jurij Andruchovyč.
Mašala Jergović, mašala!
Miljenko Jergović ist zweifelsohne einer der herausragenden zeitgenössischen Schriftsteller aus Bosnien. 1966 in Sarajevo geboren gehört er zu der bosnisch-kroatisch-serbisch schreibenden Generation, die die jugoslawische Variante der europäischen Wende der 90er Jahre – meist im Begriff ‚Bürgerkrieg’ zusammengefasst – in ihrem ganzen Impetus erfahren und als prägend literarisch verarbeitet hat.
“um von deinem toten Körper etwas zu stibitzen”
Der Dichter Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki ist in Polen ein Kultautor und gleichzeitig ein literarischer Einzelgänger. Er lässt sich keiner Gruppe oder Richtung zuordnen. Legendär sind seine Autorenlesungen, bei denen er in die Rolle eines alterslosen Greises schlüpft, um die Hörer in eine sehr dunkle Welt der Doppeldeutigkeit zu entführen.
In der Sanduhr der Zeit
In der Romanwelt von Dušan Šimkos "Esterházys Lakaj" findet keine Entwicklung statt. Esterházys Welt hat ihre eigene, unveränderliche Zeit, vermessen durch das Zeitmaß der Welt, das seine Ordnung hat und wie „eine riesige unsichtbare Uhr dort eine Stunde nach der anderen, einen Tag nach dem andern und eine Woche nach der anderen mit Hilfe des Chronometers abschneidet“.
Ameisen im Bauch
Wie in Russland ein neuer literarischer Trend die Mittelschicht das Gruseln lehrt und die Situation junger SchriftstellerInnen heute aussieht. Ein Interview mit Anna Starobinec.
Herbarien aus Zelluloid
Kartoffeln und Tomaten verschimmeln irgendwann, auch im Kühlschrank. Die junge Petersburger Künstlerin Inna Pozina sammelt deren Formen und Farben. In Filmen und anderen „gesammelten“ Werken fängt sie Beobachtungen und Erinnerungen ein und macht Haltbares daraus.
Wir sind’s, Edička! – Runder Tisch russischer Schriftsteller
Lev Danilkin hat an einem runden Tisch fünf Schriftsteller versammelt, die noch am Anfang stehen, aber bereits von sich reden machten: Aleksandr Garros, Anna Kozlova, Katja Metelica, Arsen Revazov und Anna Starobinec.
Lesbische Liebe im polnischen Theater oder die Frage nach der Provokation
„Was immer geschieht ich liebe dich" sagt eine der beiden lesbischen Frauen in dem gleichnamigen Theaterstück von Przemysław Wojcieszek. Wie provokant ist ein polnischer Regisseur, der Homosexualität auf die Bühne bringt?
Realität und Erlösung
Zwischen einer Warschauer Unterführung und dem Mars, zwischen Sozialkritik und Sinnsuche bewegt sich Jan Klata, der mit Sicherheit als auffälligster Vertreter des neuen polnischen Theaters gelten kann. Uniform, Irokesenschnitt und Rosenkranz sind die Markenzeichen des jungen Regisseurs und überzeugten Katholiken, der 2006 mit Trzy stygmaty Palmera Eldritcha in Krakau und Weź, przestań! ín Warschau einen Kontrast zu inszenieren scheint.
Integrale Weltsichten oder Die Tradition der Involviertheit
Über das eigene Denken zu denken, stellt sich als ein Problem der "Philosophie des Beobachtens", die der russische Philosoph Aleksandr Pjatigorskij ins Auge fasst. In seiner Zusammenschau westlicher und asiatischer Philosophie verortet der in England lebende Pjatigorskij die russische Philosophie einmal mehr auf der Schwelle zwischen Europa und Asien.