Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

Interview mit Miranda Jakiša, Professorin für Süd- und Ostslawische Literaturen an der Humboldt-Universität zu Berlin novinki: Zu jugoslawischer Zeit galt Ivo Andrić als ein Brückenbauer zwischen Nationen. Heute wird behauptet, er habe ein Land des Hasses geschildert, in dem die Differenzen zwischen den Religionen und Nationen als unüberbrückbar erscheinen. Welches Bild Bosniens zeichnet Ivo Andrić? Miranda Jakiša: Das ist eine gute und gleichzeitig auch schwierig zu beantwortende Frage, weil sie sehr differenziert

Interview mit Salmir Kaplan, Kulturminister der Föderation Bosnien-Herzegowina, Sarajevo novinki: Welchen Platz nimmt Ivo Andrić in der Kultur Bosnien-Herzegowinas ein? Salmir Kaplan: In Bosnien-Herzegowina haben die Menschen unterschiedliche Ansichten in Bezug auf Ivo Andrić, so wie andernorts auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens auch. Es gibt Menschen, die ihn unterstützen, es gibt Menschen, die gegen ihn sind, und es gibt welche, die sich in einem Zwiespalt befinden. Wir als Ministerium finanzieren eine

Ein Interview mit Michael Müller, Slawist, wissenschaftlicher Assistent an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln novinki: Sie sind Autor einer Monographie zur Selbst- und Fremdwahrnehmung der bosnischen Völker in der Prosa der bosnischen Autoren Isak Samokovlija und Ivo Andrić. Wie verständigen sich die einzelnen religiösen Gemeinschaften Bosniens im Werk von Ivo Andrić? Gibt es da nur ein Gegeneinander oder auch ein Wir-Gefühl? Michael Müller: In der historischen Prosa Andrićs, die weit

Interview mit Tihomir Brajović, Professor für südslawische Komparatistik an der Philologischen Fakultät der Universität Belgrad novinki: Wo hat Ivo Andrić heute seinen Platz in der serbischen Kultur- und Literaturgeschichte? Tihomir Brajović: Andrić hat einen herausragenden Platz in der Geschichte der serbischen Literatur und Kultur. Nach allgemeinem Verständnis ist er einer der bedeutendsten serbischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, zugleich sieht man ihn hier auch als einen südslawischen – früher sagte man „jugoslawischen“ –

Interview mit Dragan Dragojlović, Leiter der Ivo-Andrić-Stiftung in Belgrad und Schriftsteller novinki: Die Feier zum 50. Jubiläum der Vergabe des Nobelpreises an Ivo Andrić wird von einem Gerichtsprozess überschattet, der zwischen der Ivo-Andrić-Stiftung und dem kroatischen Kulturverein Matica hrvatska aus Sarajevo ausgefochten wird. Ihre Stiftung hat die Matica hrvatska verklagt, weil sie vier Werke Andrićs in der Reihe „Kroatische Literatur Bosnien-Herzegowinas in 100 Bänden“ veröffentlichte. Die Stiftung wehrt sich gegen die

Interview mit Dževad Karahasan, Schriftsteller und Professor für Komparatistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Sarajevo novinki: In den 1960er Jahren stand Ivo Andrić im Zenit seines Ruhmes. Zu dieser Zeit sind Sie, Kind muslimischer Eltern, im jugoslawischen Bosnien-Herzegowina zur Schule gegangen. Wie haben Sie als Schüler Andrić gelesen? Können Sie sich noch daran erinnern? Dževad Karahasan: Ja, selbstverständlich kann ich mich noch recht gut daran erinnern. Ich musste in der Schule

Interview mit Krešimir Nemec, Professor für kroatische Literatur an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb novinki: Anlässlich des 50. Jubiläums des Nobelpreises von Ivo Andrić setzten Sie sich dafür ein, Andrićs Werke in Zagreb neu zu drucken. Wie weit sind Sie in Ihrem Vorhaben gekommen? Krešimir Nemec: Im August 2010 habe ich der Kulturorganisation Matica hrvatska den Vorschlag übersandt, in der exklusiven Edition „Jahrhunderte kroatischer Literatur“ ausgewählte Werke von Ivo Andrić in

Ein Interview mit Esad Duraković, Professor für Orientalistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Sarajevo novinki: Welchen Platz hat Ivo Andrić heute in Bosnien-Herzegowina? Esad Duraković: Bosnien ist heute hoffnungslos und tragisch geteilt, in jeder Hinsicht, so auch in Bezug auf Andrić. Man kann also nicht behaupten, dass es einen einheitlichen Standpunkt zu Andrićs Stellung in unserer Kultur und Literaturgeschichte gibt. Die serbischen Leser rezipieren Andrićs Werke ausgesprochen zustimmend und unkritisch.

Svetlana Aleksijevič kommt aus Weißrussland, jenem Land, in dem sie schon länger nicht mehr leben will und in dem die Menschen in den letzten Wochen und Monaten im Protest gegen das autoritäre Regime Lukaschenkos zu seltsamen Aktionen zusammen gekommen sind: um in die Hände zu klatschen zum Beispiel oder um ihre Handys gemeinsam klingeln zu lassen. Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, dass sie seit über zehn Jahren kein

Michail Šiškin präsentiert seinen Roman Venushaar auf dem ilb Das Wort Asyl kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „unberaubt“, „sicher“, eine Zufluchtsstätte oder Freistatt. Es ist ein Raum der Gesetzlosigkeit mitten in den engen Maschen des Gesetzes. Das Recht auf Asyl ist ebenso alt wie das Wort und soll politisch oder religiös Verfolgten Zuflucht bieten. In Deutschland wurde dieses im Grundgesetz festgeschriebene Asylrecht für politisch Verfolgte 1993 erheblich eingeschränkt,