Ein ganz normaler Vollstrecker
Mit dem Job-Angebot verhielt es sich auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt in den 1980ern ähnlich wie mit dem Waren-Angebot in den meisten bulgarischen Supermärkten – man stand lange an, um dann zu sehen, dass doch nichts da ist. Von ähnlicher Unstetigkeit ist auch Kis’ovs neuer Roman "Der Exekutor" geprägt.
Beklemmung, Verzweiflung, Enttäuschung
Es läuft einfach nicht, weder beruflich noch privat. Ihre Bücher will keiner lesen, ihre Kinder lügen und stehlen. Beklemmung, Selbstzweifel und Angstzustände überkommen sie. Ständig muss sie weinen. Das neue Buch von Tereza Boučková setzt sich erneut mit den Problemen ihrer Familie auseinander. Lösungen bietet die Autorin nicht an, nur schonungslose Offenheit.
Das Ende der schöpferischen Ermüdung?
Die Helden von "Senność" sind ungewöhnliche "Langschläfer", gefangen in ihrer eigenen Lethargie. Der neue Roman von Wojciech Kuczok erzählt über die Einsamkeit, aber auch über den Versuch, eigene Ängste zu überwinden und Lebenslust zu entwickeln.
Lieber in Russland reisen, als über Russland lesen
Natalja Kljucharevas Roman "Rossija: Obscij vagon" ist fast ein Hör-Buch: Es verleiht dem gegenwärtigen Russland viele Stimmen, die gehört werden wollen. Auf einer literarischen Reise und Identitätssuche trifft der Leser einen Intellektuellen, einen Transvestiten, einen Nostalgiker, einen barmherzigen Ritter und viele andere, die ihre Vorstellung von Russland entwerfen.
Von deflorierten Skulpturen und dem Problem des Zeittotschlagens
Eineinhalb Jahre "höllischer Arbeit" haben den Moskauer Kunstkritiker Andrej Kovalev die Forschungen für seine Chronik Rossijskij Akcionizm 1990-2000 (Russischer Aktionismus 1990-2000) gekostet. Er hat einem Archäologen gleich alles dokumentiert und hierfür Anfang 2008 den Preis "Innovacija" (Innovation) erhalten.
The Importance of Being Shuty
Recht monoton, mit einem urbanen Panorama, das man in Polen vielerorts zu sehen bekommt, beginnt Sławomir Shutys neuer Roman "Ruchy". Die Titel gebenden „Regungen“ (Ruchy) stehen im Text sowohl für das mechanisch und einstudiert ablaufende Anmachen, als auch für den enthemmten, weil folgenlosen Sex in einer heruntergekommenen Diskothek.
Russland, vom Schopf der Welt betrachtet…
Vom Rand der Welt betrachtet sieht Russland ganz anders aus – wie auch „Jewropa“. Mariusz Wilks Tagebuch aus Karelien führt in die Abgeschiedenheit der Onegaregion, in einen faszinierenden Kulturraum, den es zu entdecken gilt.
Die Hölle in mir – die Hölle mitten in Europa
Eine junge Frau sitzt in einer kroatischen Strandbar und trinkt, um zu vergessen. Doch vergeblich. Vor dem Koma kommt immer das schmerzhafte Erinnern und der unbestechlich deliriöse Blick auf die trostlose Gegenwart. In ihrem Debütroman "Rio Bar" schreibt Ivana Sajko über kaum zu ertragende Befindlichkeiten im Nachkriegskroatien.
Das Wort kommt vor dem Gegenstand
In Viktor Pelevins neuem Roman "Das fünfte Imperium" geht es um Vampire, Götter und die Essenz unserer Existenz. Mit dem Bibelzitat "Am Anfang war das Wort." läutet Pelevin einen (von Vampiren geführten) metasprachlichen Diskurs über die Textualität der Welt ein und thematisiert den Schreibprozess als Weltenschöpfung.
„Sie konnten mich nicht dazu zwingen, sie zu hassen“
‚Schuld und Sühne’ ist laut tschechischer Literaturkritik ein zentrales Motiv des Romans "Selský baroko" (Bauernbarock) von Jiří Hájíček, und tatsächlich ist das Problem der Verantwortung für Ereignisse während der stalinistischen Periode eine zentrale Frage des Textes.