Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

Mit dem Job-Angebot verhielt es sich auf dem bulgarischen Arbeitsmarkt in den 1980ern ähnlich wie mit dem Waren-Angebot in den meisten bulgarischen Supermärkten – man stand lange an, um dann zu sehen, dass doch nichts da ist. Von ähnlicher Unstetigkeit ist auch Kis’ovs neuer Roman "Der Exekutor" geprägt.

Es läuft einfach nicht, weder beruflich noch privat. Ihre Bücher will keiner lesen, ihre Kinder lügen und stehlen. Beklemmung, Selbstzweifel und Angstzustände überkommen sie. Ständig muss sie weinen. Das neue Buch von Tereza Boučková setzt sich erneut mit den Problemen ihrer Familie auseinander. Lösungen bietet die Autorin nicht an, nur schonungslose Offenheit.

Natalja Kljucharevas Roman "Rossija: Obscij vagon" ist fast ein Hör-Buch: Es verleiht dem gegenwärtigen Russland viele Stimmen, die gehört werden wollen. Auf einer literarischen Reise und Identitätssuche trifft der Leser einen Intellektuellen, einen Transvestiten, einen Nostalgiker, einen barmherzigen Ritter und viele andere, die ihre Vorstellung von Russland entwerfen.

Recht monoton, mit einem urbanen Panorama, das man in Polen vielerorts zu sehen bekommt, beginnt Sławomir Shutys neuer Roman "Ruchy". Die Titel gebenden „Regungen“ (Ruchy) stehen im Text sowohl für das mechanisch und einstudiert ablaufende Anmachen, als auch für den enthemmten, weil folgenlosen Sex in einer heruntergekommenen Diskothek.

Eine junge Frau sitzt in einer kroatischen Strandbar und trinkt, um zu vergessen. Doch vergeblich. Vor dem Koma kommt immer das schmerzhafte Erinnern und der unbestechlich deliriöse Blick auf die trostlose Gegenwart. In ihrem Debütroman "Rio Bar" schreibt Ivana Sajko über kaum zu ertragende Befindlichkeiten im Nachkriegskroatien.

In Viktor Pelevins neuem Roman "Das fünfte Imperium" geht es um Vampire, Götter und die Essenz unserer Existenz. Mit dem Bibelzitat "Am Anfang war das Wort." läutet Pelevin einen (von Vampiren geführten) metasprachlichen Diskurs über die Textualität der Welt ein und thematisiert den Schreibprozess als Weltenschöpfung.