Misslungene Versöhnung
Dass ein literarisches Werk Hass, Verachtung und Gewaltandrohung hervorrufen und einen anerkannten Autor zum ‚Volksverräter’ stempeln kann, hat der aserbaidschanische Schriftsteller, Dichter und Übersetzer, Akram Ajlisli, nach der Veröffentlichung seines Romans "Kamennye sny" (dt: Steinerne Träume) am eigenen Leib erlebt. Welches Tabuthema verbirgt sich hinter diesem unscheinbaren Titel?
…und ewig ruft die Arktis
Der Mythos lebt: In seiner Debut-Erzählung "Cholod" (Kälte) begibt sich der russische Autor und Polarforscher Sergej Bušmanov auf die Suche nach Hyperborea.
Die Hähnchenhälftenfrau
Das Fleisch der Literatur sind die Worte. Jedes Buch besteht zunächst in einer Ansammlung von schönen, besonderen oder auf besondere Weise angeordneten Wörtern. Bei Olga Martynova finden wir zum Beispiel: "Pappelwolle", "Einfallsarmut", "Isabellafarbe". Es sind lyrische Worte, die selbst schon aus Metaphern gebaut sind. Martynovas Vorliebe für solche Worte entspricht dem Eindruck, dass ihre Prosa unerschrocken an die Präzisionskraft von Metaphern glaubt.
Übers Atmen. Gedichte der slowakischen Autorin Katariná Kucbelová
In sich hineinspüren und sich selbst beobachten. So könnte ein Schreibimpuls der slowakischen Lyrikerin Katariná Kucbelová lauten. Ihre Gedichte sind ein feines Erspüren des eigenen Körpers. Der Atem ist dabei das zentrale Motiv einer Reihe lyrischer Texte, die sie in einem Band mit dem sinnfälligen Titel "Šport" 2006 bei „ars poetica“ veröffentlichte.
So schmeckt der Krieg, oder: „Ich muss mich gleich übergeben.“
Georgien war eines der ersten Länder, die nach dem Zerfall der Sowjetunion unabhängig wurden, seither wurde es immer wieder zum Schauplatz geopolitischen Kräftemessens. Bei dem Krieg im August 2008 drangen russische Truppen bis ins georgische Kernland ein. Darüber wurde in den Medien viel berichtet, allerdings nicht davon, wie so ein Krieg von den Menschen dort erlebt wird. Die junge georgische Autorin Tamta Melaschwili zeigt uns mit ihrem Debütroman Abzählen diesen
Serhij Žadan. Die Erfindung des Jazz im Donbass
Serhij Žadan, der 1974 geborene junge Star der ukrainischen Gegenwartsliteratur, reist in seinem neuen Roman in seine Geburtsstadt im äußersten Osten der Ukraine. Dort lässt er liebevoll skurrile Gestalten auftreten: Verklemmte Mafiosi, Schmuggler, Luftfahrt-Fanatiker, freikirchliche Priester und EU-Missionare, die sich in der Weite der Steppe zwischen Maisfeldern, verlassenen Flugplätzen und ins Nichts führenden Bahngleisen territoriale Gefechte liefern.
Die nicht mehr neuen Menschen. Die Rückkehr des selbstbestimmten Subjekts
Identität, Individualität und Immunität biografischer Verläufe, die sich in der politischen und sozialen Willkür des postsowjetischen Russlands eigensinnig verfestigen – mit diesen Kennzeichen neuerer Romane und Filme scheint sich die Postmoderne endgültig zu verabschieden. Zumindest stellen sie eine Spannung zu jener Sinnoffenheit her, die in den letzten Jahrzehnten die ästhetischen Konturen vorgegeben hat. Diesen Grundkonflikt untersucht der von Bettina Lange, Nina Weller und Georg Witte herausgegebene Band "Die nicht mehr
Die letzte Generation der Fussballromantiker
Vorbei ist die Fußballeuropameisterschaft 2012 in der Ukraine und in Polen. Was ist vom großen Fußballfest geblieben? Neue Stadien, mag der eine oder andere antworten, moderne Flughäfen, ausgebaute Straßen. Doch bleiben auch Geschichten. Geschichten, die Fußballfans von ihren Reisen mitgebracht haben, und Geschichten, die Ukrainer und Polen zur EM erzählen.
Drei philosophische Nüsse für Aschenbrödel. Rezension
Wer die konzeptionellen Differenzen zwischen den postkonzeptualistischen Künstlern Russlands genauer verstehen möchte, für den wird das Buch "Tri spora" (dt. „Drei Streitgespräche“) von einigem Interesse sein. Es vereinigt im Wesentlichen Briefe der Moskauer Künstler Dmitrij Gutov (geb. 1960) und Anatolij Osmolovskij (geb. 1969) von November 2003 bis März 2004. Nadežda Gutova, die Frau Gutovs, hat sie zusammengestellt und mit einem Anmerkungsapparat versehen. Erschienen ist das Buch in Gutovs Verlag „Grundrisse“,
Banat Gothic. Mrtvo polje und Espirando von Srđan Srdić
Der Roman "Mrtvo polje" und die Erzählsammlung "Espirando" von Srđan Srdić vereint Horror- und Roadmovie-Versatzstücke, Pop-Surrealismus, die Ästhetik des Hässlichen, mit Death Metal, Trash, postmoderner Absurdität und zuletzt mit dem Amselfeld, um im eigens geschaffenen Genre einer „Banat Gothic“ Serbien - alle narrativen Register ziehend - auseinanderzunehmen.