Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

Kennen Sie einen Familienvater, Blogger und Klempner aus Lettland, der urkomische Bücher schreibt? Nein?! Dann sei Ihnen das neueste deutlich autobiographische Werk von Slava Sė "Santechnik, ego kot, žena i drugie podrobnosti" ans Herz gelegt. Vjačeslav Soldatenko alias Slava Sė – das Pseudonym setzt sich aus der Koseform zum Vornamen und dem ersten Laut des Familiennamens zusammen – schreibt, lebt und arbeitet in Riga.

England 10.09.2011, Hunderte teils maskierte Jugendliche laufen in der Nacht durch das Stadtzentrum Manchesters, werfen Schaufensterscheiben ein und plündern Schuh- und Kleidungsgeschäfte sowie einen Elektromarkt. Ungarn 1989. László Krasznahorkais Roman "Die Melancholie des Widerstands" erscheint. Darin die Geschichte eines Zirkus, dessen Gefolgschaft eines Nachts plötzlich über die kleine ungarische Stadt herfällt, in der sie gastiert. In nur einer Nacht brennt der Mob vom Kino bis zum Waschsalon alles nieder, was er

Was haben ein Liliputaner, eine halbnackte Salome mit abgeschnittenem Kopf auf einem silbernen Tablett, ein Geige spielender Soldat und sechs transsilvanische Frauen in schwarzen Hüten gemeinsam? Sie alle – und nicht nur sie! – sind Figuren aus Jacek Dehnels "Fotoplastikon". Aber keine Sorge: Es handelt sich hier keineswegs um eine Kuriositätensammlung, auch wenn sich das Buch nicht eindeutig einer literarischen Gattung zuordnen lässt.

Gattungen sind Sprachen: Sie kennen bestimmte Tonlagen, ihr eigenes Gedächtnis und ihre eigenen Unaussprechlichkeiten. Vielleicht ist es darum kein Zufall, dass die in Deutschland lebende und bisher russischsprachige Lyrikerin Olga Martynova bei ihrem Wechsel in die Prosa auch die Sprache eintauschte, oder umgekehrt: dass sie den Eintritt in die deutsche Sprache zum Anlass nahm, sich eine neue Gattung anzueignen.

3. Mai 2011 von Julia Fertig gegengelesen
Die seit vielen Jahren in Berlin lebende Künstlerin Marina Ljubaskina hat als vielseitige Malerin, Grafikerin, Foto- und Performancekünstlerin einige Bekanntheit erlangt und veröffentlicht nun ihr literarisches Debut Gemorroj ili Marinočka, ty takaja nežnaja! (Hämorrhoiden oder Marinočka, du bist so zärtlich) unter dem Pseudonym „Marina Orgazmus“.

Piotr Sommer war in den 1990er und 2000er Jahren aktives Mitglied der polnischen Lyrikszene. Der Gedichtband "Wiersze ze słów" (2009, erweitert 2011) ist abgesehen von Kindergedichten (2015) jedoch sein bisher letzter Gedichtband. In den vergangenen Jahren war er – wie bereits seit den 1980er Jahren ‒ als Übersetzer aus dem Englischen und Literaturkritiker tätig. Nachdem einige seiner Gedichte bereits in verschiedenen Anthologien in deutscher Übersetzung erschienen waren, veröffentlichte er 2002

Mit seinem 2008 erschienenen Debütroman "Milostný dopis klínovým písmem (Liebesbrief in Keilschrift)" avancierte der 1966 geborene Tomáš Zmeškal quasi über Nacht zum neuen Hoffnungsträger der tschechischen Literatur. Sein Roman über die Angehörigen einer Prager Familie bestach vor allem durch seine ungewöhnliche Erzählweise, die allerlei fremde Gattungen wie Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Träume integrierte und sich auf kluge und sehr charmante Weise unzähliger Anleihen nicht aus der tschechischen Literatur bediente.

Man übersieht sie leicht. Dabei sitzt die Elster im Bild Pieter Bruegels d. Ä. genau im Mittelpunkt, auf dem Galgen. Wer die detail- und anspielungsreichen Arbeiten Bruegels betrachtet, sollte lange Weile haben und ganz Auge werden. Ähnliches gilt für den Roman "Die Elster auf dem Galgen" des belarussischen Schriftstellers Al’herd Bacharėvič, der sich nicht nur des bruegelschen Titels bedient.

Zwei Jahre nach dem ungeklärten Freitod der Künstlerin und Lyrikerin Anna Al’čuk erschien 2010 (Suhrkamp Verlag) die zweisprachige Ausgabe "schwebe zu stand" mit ausgewählten Texten der russischen Künstlerin und ihrer Übersetzung ins Deutsche. Das Übersetzer_innentrio Gabriele Leupold, Henrike Schmidt und Georg Witte übersetzte die Gedichte gleich in mehreren Varianten und verdeutlichte auf diese Weise – durch das Spiel mit den Variationen und Verschiebungen im Text – die Vielfalt der Bedeutungen