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„Ich versuchte, die Leser behutsam durch die Schrecken der Repressionen zu führen“

Posted on 6. April 2018 by Natalia Popova
Mit ihrem Debütroman "Suleika öffnet die Augen" ("Zulejcha otkryvaet glaza") landete Guzel' Jachina 2015 auf Anhieb einen Erfolg. Der Roman erzählt die Geschichte einer muslimischen Bäuerin, die in der Zeit der Entkulakisierung aus einem tatarischen Dorf deportiert wird. "novinki" sprach mit der Schriftstellerin über Herausforderungen während des Schreibens an ihrem Roman und über die Suche nach einem literarischen Zugang zum kollektiven Gedächtnis.

Interview mit der Schriftstellerin Guzel' Jachina

Hier finden Sie das Interview im russischsprachigen Original (Интервью по-ру́сски).

Guzel´ Jachinas Debütroman Suleika öffnet die Augen (Zulejcha otkryvaet glaza) wurde 2015 von der russischen Presse als „Literatur-Sensation“ bezeichnet und gleich mehrfach – unter anderem mit dem russischen Literaturpreis Bol´šaja Kniga – ausgezeichnet. Der kraftvolle und poetische Stil der Schriftstellerin wurde auch von Linguisten und Philologen positiv bewertet. Nächstes Jahr wird Jachina Autorin des Textes für die Aktion „Weltweites Diktat” – einer Bildungsaktion, bei der jeder freiwillig seine Kenntnisse der russischen Sprache unter Beweis stellen kann. Seit 2017 liegt auch die deutsche Übersetzung ihres Debütromans vor. Im Interview mit novinki erzählte die Schriftstellerin von den Herausforderungen, die sich während der Arbeit an ihrem ersten Roman stellten, und von der Suche nach einem literarischen Zugang zum kollektiven Gedächtnis.

Protagonistin von Jachinas Romans ist die muslimische Bäuerin Zulejcha aus einem abgelegenen tatarischen Dorf. Im Winter 1930, zur Zeit der Entkulakisierung, wird sie mit einer Gruppe von Verbannten deportiert. Bauern und Vertreter der Intelligenzija, Städter, Kriminelle und politische Gegner des Kommunismus (Klassenfeinde), Muslime und Christen, Heiden und Atheisten, Russen, Tataren, Deutsche und Tschuwaschen, alle diese Leute kommen am Fluss Angara zusammen. Allerdings gestaltet sich das Exil für Zulejcha mehr als Freiheit denn als Gefängnis, eine Freiheit von den eigenen Ängsten und der Unwissenheit. Die Autorin hat diese optimistische Geschichte gewählt, um den Lesern zu zeigen, dass „sogar in einem großen Unglück ein Korn zukünftigen Glücks versteckt sein kann“. Der Roman ist teilweise von der Geschichte ihrer tatarischen Familie inspiriert. Die Großmutter der Schriftstellerin wurde im Alter von 7 Jahren zusammen mit der ganzen Familie nach Sibirien deportiert. Bis jetzt ist Suleika öffnet die Augen in 29 Sprachen erschienen.

novinki: Berauscht vom Erfolg nach der Veröffentlichung des Romans haben Sie in einem Interview gesagt, dass es Ihr Traum war, Schriftstellerin zu werden (vorher war Jachina im Marketing tätig - A.d.V.). Kann man jetzt sagen, dass dieser Traum wahr geworden ist? Ist es für Sie jetzt möglich, nur von Ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin zu leben?

 

Guzel' Jachina: Das Schicksal des Buches ist tatsächlich ein glückliches, aber es ist noch zu früh für ein Fazit. Derzeit klappt es, und ich mache nun das, was ich immer machen wollte. Das bedeutet allerdings nicht, dass mein Leben auch weiterhin so sein wird. Es bedeutet nicht, dass der zweite Roman auch so erfolgreich sein wird wie der erste. Im Gegenteil ist es eher wahrscheinlich, dass auf das zweite Buch nicht so ein großer Erfolg wartet. Alles, was ich gerade sagen kann, ist: Ich bin meinem ersten Roman dankbar dafür, dass ich an dem zweiten schreiben kann.

 

n.: Wenn ich mich nicht irre, haben Sie Germanistik und Anglistik an der Pädagogischen Universität in Kazan studiert und als Übersetzerin aus dem Deutschen gearbeitet. Die deutsche Übersetzung von "Zulejcha" war eine der ersten. Wie war Ihre Zusammenarbeit mit dem Übersetzer Helmut Ettinger? Hat Ihnen die deutsche Übersetzung gefallen?

 

G.J.: Ja, Sie haben Recht, ich habe als Übersetzerin aus dem Deutschen gearbeitet. Die Übersetzung des Romans ins Deutsche war tatsächlich gar nicht eine der ersten. Zuerst wurde er ins Tatarische übersetzt, danach ins Finnische, Lettische, Estnische, Ungarische und noch einige andere Sprachen, und erst danach ins Deutsche.
Die Zusammenarbeit mit Helmut Ettinger war für mich sehr angenehm und unkompliziert. Am Anfang unserer Zusammenarbeit hatte ich schon einige Fragen von anderen Übersetzern bezüglich des Textes gesammelt und – auf Anraten von Literaturagenten – einen Arbeitsordner angelegt, damit sich der nächste Übersetzer des Romans informieren kann, was seine Vorgänger während der Arbeit an der Übersetzung interessiert hatte. Zu Beginn unserer Bekanntschaft war ich also schon gut vorbereitet.
Im Unterschied zu den früheren Übersetzungen konnte ich den deutschen Text teilweise selbst einschätzen. Das war interessant. Da ich aber keine Muttersprachlerin bin, habe ich immer wieder meine Freunde zu Rate gezogen. Ich habe einen ziemlich großen Kreis deutschsprachiger Freunde.
Herrn Ettinger habe ich persönlich erst später kennen gelernt, als die Übersetzung fertig war. Diese Begegnung war sehr herzlich und aufregend für mich.

 

n.: Was war die größte Schwierigkeit für Sie und den Übersetzer während der Arbeit an der Übersetzung? Im ersten Teil des Romans gibt es viele tatarische Begriffe...

 

G.J.: Bezüglich der tatarischen Lexik sollte ich wohl anmerken, dass bei den meisten Übersetzungen entschieden wurde, die tatarischen Wörter beizubehalten. Sie wurden ohne Erläuterung im Text belassen, genau wie im russischen Original. Die Übersetzer sind davon ausgegangen, dass diese Wörter aus dem Kontext ersichtlich sind. Außerdem wurde in vielen Übersetzungen entschieden, nicht nur auf die Fußnoten zu verzichten, sondern auch auf das kleine „Wörterbuch” im Anhang des Romans. Übrigens gibt es das „Wörterbuch” im russischen Original und die Leser können einige Wörter am Ende des Romans nachschlagen, um ihr Verständnis zu überprüfen. In anderen Ländern haben Übersetzer und Herausgeber die Entscheidung getroffen, dass das „Wörterbuch“ überflüssig ist. In ein paar Sprachen wurden die tatarischen Wörter übersetzt.

 

 

n.: Ihr Roman ist eines der wenigen modernen Werke der russischen Literatur, das die Repressionen thematisiert. Einerseits gibt es die klassische Literatur zu diesem Thema, ich meine die Werke von Solženicyn oder Šalamov, die die Repressionen und die Lagerhaft selbst erlebt haben. Andererseits besteht das Bedürfnis, das Gespräch zu diesem schmerzhaften Thema weiter fortzusetzen. Wie haben Sie ihre Aufgabe verstanden?

 

G.J.: Ich würde diese Frage gern in zwei Bereiche teilen. Was das schmerzhafte Thema der Repressionen angeht, haben Sie Recht. Es war schwer, darüber zu schreiben. Allerdings habe ich mir von Anfang an das Ziel gesetzt, keine bedrückende Geschichte zu schreiben. Die Erzählung sollte spannend und nicht bleiern werden. Ich wollte die Leser bezaubern, obwohl das Thema schwierig ist. Ich versuchte, die Szenen so aufzubauen, dass der Text einen Sog entwickelt, dessen Energie die Leser ständig in Atem hält und ihnen hilft, sich weiter durch die schweren, komplizierten Episoden der Geschichte zu lesen. Zweifellos gibt es bedrückende Episoden im Roman, ich schreibe auch über Tod und Hunger. Ich wollte diese Szenen aber nicht verstärken und noch schlimmer machen. Ich versuchte im Gegenteil, die Leser behutsam durch sie hindurch zu führen.
Was den zweiten Teil der Frage nach den Traditionen der russischen Lagerliteratur angeht, sollte ich das Buch Obitel (Heimstatt) von Zachar Prilepin erwähnen. Sein Roman wurde etwa ein Jahr vor Suleika veröffentlicht. Der Roman von Prilepin war das einzige literarische Werk über den GULag und Repressionen, das ich während der Arbeit am Roman gelesen habe. Ich habe zufällig einen Abschnitt dieses Romans in der Zeitschrift Russkij Reporter gesehen und gelesen. Der Roman gefällt mir, es ist ein interessanter Abenteuerroman mit einem fesselnden Sujet, einer prall gefüllten Handlung. Kein Augenzeuge könnte einen solchen Text schreiben. Ich hatte aber mehr Angst, die Romane von Solženicyn oder Šalamov erneut zu lesen. Die beiden Autoren haben sehr großen Einfluss auf mich. Ihre Texte sind literarisch sehr stark, deswegen habe ich befürchtet, dass ihre Texte meinem Text ihren Stempel zu deutlich aufdrücken könnten. Ich wollte meine eigene Stimme finden und einen Roman schreiben. Mit anderen Worten, statt Fiktion habe ich vor allem viele wissenschaftliche Texte und historische Untersuchungen gelesen.
Während der Arbeit bestand die zweite Herausforderung für mich in dem Versuch, ein widerstandsfähiges Gerüst aus historischen Fakten zu bauen, das heißt, die historischen Ereignisse exakt zu beschreiben, und ich hoffe, das erfolgreich bewerkstelligt zu haben. Die Historiker, die ich kenne, haben mir versichert, dass es mir gelungen ist. Diese Aufgabe war sehr kompliziert. Ich habe versucht, eine Art „Zopf“ aus realen Fakten zu flechten. Die Leser bemerken diesen „Zopf“ vielleicht nicht immer, aber es gibt ihn. Ich versuchte, die genauen historischen Ereignisse mit der Dramaturgie der fiktionalen Geschichte zusammenzubringen und die historischen Fakten in den Text einzuflechten. Zugleich habe ich einerseits versucht, die Geschichte wahrheitsgetreu zu schildern, andererseits, sie von einem dramaturgischen Standpunkt aus interessant zu gestalten. Es war nicht mein Ziel, allgemein bekannte Fakten noch einmal nachzuerzählen. Stattdessen sollten die Figuren in ihrer Entwicklung gezeigt werden. Der größte Teil der Arbeit an dem Buch war also dem Versuch gewidmet, diese zwei Komponenten zu kombinieren.

 

n.: Ihre letzte Anmerkung erinnert mich an einen Artikel in der Tageszeitung "Kommersant" über die Analyse einer Umfrage zum „Kollektiven Gedächtnis“ in Russland, die vom Institut für Soziologie der RAW durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen viele weiße Flecken auf. Die Menschen kennen ihre Familiengeschichte nicht, beispielsweise wissen sie nichts über repressierte Verwandte oder haben keine Ahnung über die Tätigkeiten ihrer Vorfahren vor der Oktoberrevolution. Der Roman basiert teilweise auf Ihrer eigenen Familiengeschichte. Wie kompliziert war es für Sie, sich an Dinge zu erinnern oder Informationen in Archiven zu suchen?

 

G.J.: Tatsächlich musste ich in diesem Fall keine Zeit im Archiv verbringen, um die benötigten Informationen zu finden. Ich habe Informationen aus offenen Quellen verwendet, wie zum Beispiel von Museen oder der Website von „Memorial”.
(„Memorial International“ ist eine internationale Menschenrechtsorganisation, die 1988 gegründet wurde und deren Schwerpunkte die historische Aufarbeitung politischer Gewaltherrschaft, die Einhaltung der Menschenrechte und die soziale Fürsorge für die Überlebenden des sowjetischen Arbeitslagersystems (GULag) sind. Am 4. Oktober 2016 wurde die Vereinigung durch das Justizministerium auf die Liste der „ausländischen Agenten“ gesetzt. In Russland müssen sich gesellschaftliche Organisationen registrieren lassen, wenn sie politisch tätig sind und finanzielle Mittel aus dem Ausland erhalten. Für die betroffenen Organisationen bedeutet die Registrierung eine erhebliche Einschränkung ihrer Tätigkeit. – A. d. V.).
„Memorial” hat ein sehr großes Online-Archiv mit Erinnerungen von Menschen, die entkulakisiert oder in den GULag verbannt wurden. Mithilfe dieser Texte konnte ich mich tiefer in das Thema einarbeiten und einen Blick von innen erhalten. Zweifellos sollte man berücksichtigen, dass diese Memoiren aus einer gewissen historischen Distanz heraus geschrieben worden sind, mehrere Jahre oder Jahrzehnte nach den Ereignissen. Im Verlauf der Zeit verändern sich Meinungen und Einschätzungen. Dennoch konnte ich nur auf diese Weiseversuchen, diesen Teil der Geschichte des Landes mit den Augen ihrer unmittelbaren Zeugen zu sehen, abgesehen von meinen eigenen Erinnerungen an Gespräche mit meiner Großmutter. Bestimmte Fragmente aus diesen Erinnerungen, die mir passend erschienen, sind in den Romantext eingeflossen. Im Buch gibt es viele „Kleinigkeiten“, die ich nicht erfunden, sondern in den realen Lebensgeschichten gefunden habe.

 

© Agentur Elkost

 

n.: Die Geschichte der Repressionen und „Säuberungen“ ist wie ein Eisberg. An der Spitze befinden sich viele Zeugnisse, es gibt aber viel mehr verlorene Fakten und Geschichten. Sie haben lange mit diesem Teil des „Kollektiven Gedächtnisses“ gearbeitet. Wie viele ähnliche Geschichten bleiben dennoch außen vor?

 

G.J.: Dazu kann ich nur sagen, dass ich nach der Veröffentlichung von Suleika öffnet die Augen in Russland viele Briefe von Menschen bekommen habe, deren Eltern oder Großeltern ähnliche Verbannungserfahrungen gemacht hatten. Mein Eindruck widerspricht also den Ergebnissen der genannten Umfrage. Im Gegenteil, viele Menschen erinnern sich, vielleicht nicht sehr detailliert, aber trotzdem kennen sie die schmerzhafte Familiengeschichte. Nur haben sie keinen Anlass, diese Geschichte zu erzählen. Suleika wurde zu einem solchen Anlass, und nach der Publikation begannen die Menschen wieder, sich zu erinnern und mir zu schreiben.

 

n.: Der staatliche Fernsehsender "Rossija 1" plant die Verfilmung des Romans. In welcher Planungsphase steckt das Projekt? Stammt das Drehbuch von Ihnen?

 

G.J.: Nein. Anfangs wurde mir das angeboten, aber ich habe abgesagt. Jetzt bin ich froh darüber, denn erstens bin ich keine versierte Drehbuchautorin. Ich habe zwar die Moskauer Filmhochschule als Drehbuchautorin absolviert, habe aber keine breite Erfahrung in dieser Branche. Zweitens war es schwer für mich, noch länger mit dieser Geschichte zu arbeiten. Ich habe mit Suleika fast drei Jahre verbracht, danach musste die Nabelschnur durchtrennt werden. Drittens braucht ein Drehbuch immer Kürzungen und Bearbeitungen. Für mich wäre es sehr schmerzhaft geworden, den eigenen Text zu zerschneiden.
Ich weiß, dass das Drehbuch jetzt fertig ist. Ich habe es gelesen und kommentiert. Aber die Vorarbeiten werden wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich drücke dem Film die Daumen. Es ist ein langes und teures Projekt. Die Geschichte über Zulejcha kann man nicht irgendwo im Moskauer Umland drehen, man braucht andere Landschaften und Filmkulissen.
Übrigens wurde vorgestern (24. November 2017 – A.d.V.) die Premiere des Theaterstücks Suleika öffnet die Augen in einer Inszenierung des Regisseurs Ajrat Abušachmanov im Theater in Ufa gefeiert. Abušachmanov ist ein sehr talentierter Regisseur und die Premiere war, den Reaktionen nach zu urteilen, erfolgreich. Leider konnte ich nicht dabei sein.

 

n.: Ich gratuliere Ihnen zu dieser guten Nachricht. Am Ende unseres Gesprächs würde ich gern fragen: Sie haben mehrmals gesagt, dass die sowjetische Geschichte der Schwerpunkt Ihres Schaffens ist. Woran arbeiten Sie jetzt gerade?

 

G.J.: Ich schreibe meinen zweiten Roman, der auch historisch ist. Die Handlung des Romans umspannt den Zeitraum von 1916 bis 1938. Schauplatz ist die Republik der Wolgadeutschen (ASSRNP), die 1923 gegründet wurde und bis 1941 bestand. Ich erzähle von der Geschichtedieses autonomen Siedlungsgebiets und dem Schicksal eines Deutschen, der als Lehrer im Dorf arbeitet.

 

Das Interview wurde von Natalia Popova am 26. November 2017 geführt und anschließend aus dem Russischen übersetzt.

 

Jachina, Guzel‘: Zulejcha otkryvaet glaza. Moskva: AST, 2015.
Jachina, Gusel: Sulejka öffnet die Augen. Aus dem Russischen von Helmut Ettinger. Berlin: Aufbau Verlag, 2017.

„Ich versuchte, die Leser behutsam durch die Schrecken der Repressionen zu führen“ - novinki
Redak­tion „novinki“

Hum­boldt-Uni­ver­sität zu Berlin
Sprach- und lite­ra­tur­wis­sen­schaft­liche Fakultät
Institut für Slawistik
Unter den Linden 6
10099 Berlin

„Ich ver­suchte, die Leser behutsam durch die Schre­cken der Repres­sionen zu führen“

Inter­view mit der Schrift­stel­lerin Guzel’ Jachina

Hier finden Sie das Inter­view im rus­sisch­spra­chigen Ori­ginal (Интервью по-ру́сски).

Guzel´ Jachinas [Gusel Jachinas] Debüt­roman Suleika öffnet die Augen (Zule­jcha otkry­vaet glaza) wurde 2015 von der rus­si­schen Presse als „Lite­ratur-Sen­sa­tion“ bezeichnet und gleich mehr­fach – unter anderem mit dem rus­si­schen Lite­ra­tur­preis Bol´šaja Kniga – aus­ge­zeichnet. Der kraft­volle und poe­ti­sche Stil der Schrift­stel­lerin wurde auch von Lin­gu­isten und Phi­lo­logen positiv bewertet. Nächstes Jahr wird Jachina Autorin des Textes für die Aktion „Welt­weites Diktat” – einer Bil­dungs­ak­tion, bei der jeder frei­willig seine Kennt­nisse der rus­si­schen Sprache unter Beweis stellen kann. Seit 2017 liegt auch die deut­sche Über­set­zung ihres Debüt­ro­mans vor. Im Inter­view mit novinki erzählte die Schrift­stel­lerin von den Her­aus­for­de­rungen, die sich wäh­rend der Arbeit an ihrem ersten Roman stellten, und von der Suche nach einem lite­ra­ri­schen Zugang zum kol­lek­tiven Gedächtnis.

Prot­ago­nistin von Jachinas Romans ist die mus­li­mi­sche Bäuerin Zule­jcha [Sulejka] aus einem abge­le­genen tata­ri­schen Dorf. Im Winter 1930, zur Zeit der Ent­ku­la­ki­sie­rung, wird sie mit einer Gruppe von Ver­bannten depor­tiert. Bauern und Ver­treter der Intel­li­gen­zija, Städter, Kri­mi­nelle und poli­ti­sche Gegner des Kom­mu­nismus (Klas­sen­feinde), Mus­lime und Christen, Heiden und Athe­isten, Russen, Tataren, Deut­sche und Tschu­wa­schen, alle diese Leute kommen am Fluss Angara zusammen. Aller­dings gestaltet sich das Exil für Zule­jcha mehr als Frei­heit denn als Gefängnis, eine Frei­heit von den eigenen Ängsten und der Unwis­sen­heit. Die Autorin hat diese opti­mis­ti­sche Geschichte gewählt, um den Lesern zu zeigen, dass „sogar in einem großen Unglück ein Korn zukünf­tigen Glücks ver­steckt sein kann“. Der Roman ist teil­weise von der Geschichte ihrer tata­ri­schen Familie inspi­riert. Die Groß­mutter der Schrift­stel­lerin wurde im Alter von 7 Jahren zusammen mit der ganzen Familie nach Sibi­rien depor­tiert. Bis jetzt ist Suleika öffnet die Augen in 29 Spra­chen erschienen.

novinki: Berauscht vom Erfolg nach der Ver­öf­fent­li­chung des Romans haben Sie in einem Inter­view gesagt, dass es Ihr Traum war, Schrift­stel­lerin zu werden (vorher war Jachina im Mar­ke­ting tätig – A.d.V.). Kann man jetzt sagen, dass dieser Traum wahr geworden ist? Ist es für Sie jetzt mög­lich, nur von Ihrer Tätig­keit als Schrift­stel­lerin zu leben?

 

Guzel’ Jachina: Das Schicksal des Buches ist tat­säch­lich ein glück­li­ches, aber es ist noch zu früh für ein Fazit. Der­zeit klappt es, und ich mache nun das, was ich immer machen wollte. Das bedeutet aller­dings nicht, dass mein Leben auch wei­terhin so sein wird. Es bedeutet nicht, dass der zweite Roman auch so erfolg­reich sein wird wie der erste. Im Gegen­teil ist es eher wahr­schein­lich, dass auf das zweite Buch nicht so ein großer Erfolg wartet. Alles, was ich gerade sagen kann, ist: Ich bin meinem ersten Roman dankbar dafür, dass ich an dem zweiten schreiben kann.

 

n.: Wenn ich mich nicht irre, haben Sie Ger­ma­nistik und Anglistik an der Päd­ago­gi­schen Uni­ver­sität in Kazan stu­diert und als Über­set­zerin aus dem Deut­schen gear­beitet. Die deut­sche Über­set­zung von “Zule­jcha” war eine der ersten. Wie war Ihre Zusam­men­ar­beit mit dem Über­setzer Helmut Ettinger? Hat Ihnen die deut­sche Über­set­zung gefallen?

 

G.J.: Ja, Sie haben Recht, ich habe als Über­set­zerin aus dem Deut­schen gear­beitet. Die Über­set­zung des Romans ins Deut­sche war tat­säch­lich gar nicht eine der ersten. Zuerst wurde er ins Tata­ri­sche über­setzt, danach ins Fin­ni­sche, Let­ti­sche, Est­ni­sche, Unga­ri­sche und noch einige andere Spra­chen, und erst danach ins Deutsche.
Die Zusam­men­ar­beit mit Helmut Ettinger war für mich sehr ange­nehm und unkom­pli­ziert. Am Anfang unserer Zusam­men­ar­beit hatte ich schon einige Fragen von anderen Über­set­zern bezüg­lich des Textes gesam­melt und – auf Anraten von Lite­ra­tur­agenten – einen Arbeits­ordner ange­legt, damit sich der nächste Über­setzer des Romans infor­mieren kann, was seine Vor­gänger wäh­rend der Arbeit an der Über­set­zung inter­es­siert hatte. Zu Beginn unserer Bekannt­schaft war ich also schon gut vorbereitet.
Im Unter­schied zu den frü­heren Über­set­zungen konnte ich den deut­schen Text teil­weise selbst ein­schätzen. Das war inter­es­sant. Da ich aber keine Mut­ter­sprach­lerin bin, habe ich immer wieder meine Freunde zu Rate gezogen. Ich habe einen ziem­lich großen Kreis deutsch­spra­chiger Freunde.
Herrn Ettinger habe ich per­sön­lich erst später kennen gelernt, als die Über­set­zung fertig war. Diese Begeg­nung war sehr herz­lich und auf­re­gend für mich.

 

n.: Was war die größte Schwie­rig­keit für Sie und den Über­setzer wäh­rend der Arbeit an der Über­set­zung? Im ersten Teil des Romans gibt es viele tata­ri­sche Begriffe…

 

G.J.: Bezüg­lich der tata­ri­schen Lexik sollte ich wohl anmerken, dass bei den meisten Über­set­zungen ent­schieden wurde, die tata­ri­schen Wörter bei­zu­be­halten. Sie wurden ohne Erläu­te­rung im Text belassen, genau wie im rus­si­schen Ori­ginal. Die Über­setzer sind davon aus­ge­gangen, dass diese Wörter aus dem Kon­text ersicht­lich sind. Außerdem wurde in vielen Über­set­zungen ent­schieden, nicht nur auf die Fuß­noten zu ver­zichten, son­dern auch auf das kleine „Wör­ter­buch” im Anhang des Romans. Übri­gens gibt es das „Wör­ter­buch” im rus­si­schen Ori­ginal und die Leser können einige Wörter am Ende des Romans nach­schlagen, um ihr Ver­ständnis zu über­prüfen. In anderen Län­dern haben Über­setzer und Her­aus­geber die Ent­schei­dung getroffen, dass das „Wör­ter­buch“ über­flüssig ist. In ein paar Spra­chen wurden die tata­ri­schen Wörter übersetzt.

 

 

n.: Ihr Roman ist eines der wenigen modernen Werke der rus­si­schen Lite­ratur, das die Repres­sionen the­ma­ti­siert. Einer­seits gibt es die klas­si­sche Lite­ratur zu diesem Thema, ich meine die Werke von Solže­nicyn oder Šalamov, die die Repres­sionen und die Lager­haft selbst erlebt haben. Ande­rer­seits besteht das Bedürfnis, das Gespräch zu diesem schmerz­haften Thema weiter fort­zu­setzen. Wie haben Sie ihre Auf­gabe verstanden?

 

G.J.: Ich würde diese Frage gern in zwei Bereiche teilen. Was das schmerz­hafte Thema der Repres­sionen angeht, haben Sie Recht. Es war schwer, dar­über zu schreiben. Aller­dings habe ich mir von Anfang an das Ziel gesetzt, keine bedrü­ckende Geschichte zu schreiben. Die Erzäh­lung sollte span­nend und nicht bleiern werden. Ich wollte die Leser bezau­bern, obwohl das Thema schwierig ist. Ich ver­suchte, die Szenen so auf­zu­bauen, dass der Text einen Sog ent­wi­ckelt, dessen Energie die Leser ständig in Atem hält und ihnen hilft, sich weiter durch die schweren, kom­pli­zierten Epi­soden der Geschichte zu lesen. Zwei­fellos gibt es bedrü­ckende Epi­soden im Roman, ich schreibe auch über Tod und Hunger. Ich wollte diese Szenen aber nicht ver­stärken und noch schlimmer machen. Ich ver­suchte im Gegen­teil, die Leser behutsam durch sie hin­durch zu führen.
Was den zweiten Teil der Frage nach den Tra­di­tionen der rus­si­schen Lager­li­te­ratur angeht, sollte ich das Buch Obitel (Heim­statt) von Zachar Pril­epin erwähnen. Sein Roman wurde etwa ein Jahr vor Suleika ver­öf­fent­licht. Der Roman von Pril­epin war das ein­zige lite­ra­ri­sche Werk über den GULag und Repres­sionen, das ich wäh­rend der Arbeit am Roman gelesen habe. Ich habe zufällig einen Abschnitt dieses Romans in der Zeit­schrift Russkij Reporter gesehen und gelesen. Der Roman gefällt mir, es ist ein inter­es­santer Aben­teu­er­roman mit einem fes­selnden Sujet, einer prall gefüllten Hand­lung. Kein Augen­zeuge könnte einen sol­chen Text schreiben. Ich hatte aber mehr Angst, die Romane von Solže­nicyn oder Šalamov erneut zu lesen. Die beiden Autoren haben sehr großen Ein­fluss auf mich. Ihre Texte sind lite­ra­risch sehr stark, des­wegen habe ich befürchtet, dass ihre Texte meinem Text ihren Stempel zu deut­lich auf­drü­cken könnten. Ich wollte meine eigene Stimme finden und einen Roman schreiben. Mit anderen Worten, statt Fik­tion habe ich vor allem viele wis­sen­schaft­liche Texte und his­to­ri­sche Unter­su­chungen gelesen.
Wäh­rend der Arbeit bestand die zweite Her­aus­for­de­rung für mich in dem Ver­such, ein wider­stands­fä­higes Gerüst aus his­to­ri­schen Fakten zu bauen, das heißt, die his­to­ri­schen Ereig­nisse exakt zu beschreiben, und ich hoffe, das erfolg­reich bewerk­stel­ligt zu haben. Die His­to­riker, die ich kenne, haben mir ver­si­chert, dass es mir gelungen ist. Diese Auf­gabe war sehr kom­pli­ziert. Ich habe ver­sucht, eine Art „Zopf“ aus realen Fakten zu flechten. Die Leser bemerken diesen „Zopf“ viel­leicht nicht immer, aber es gibt ihn. Ich ver­suchte, die genauen his­to­ri­schen Ereig­nisse mit der Dra­ma­turgie der fik­tio­nalen Geschichte zusam­men­zu­bringen und die his­to­ri­schen Fakten in den Text ein­zu­flechten. Zugleich habe ich einer­seits ver­sucht, die Geschichte wahr­heits­ge­treu zu schil­dern, ande­rer­seits, sie von einem dra­ma­tur­gi­schen Stand­punkt aus inter­es­sant zu gestalten. Es war nicht mein Ziel, all­ge­mein bekannte Fakten noch einmal nach­zu­er­zählen. Statt­dessen sollten die Figuren in ihrer Ent­wick­lung gezeigt werden. Der größte Teil der Arbeit an dem Buch war also dem Ver­such gewidmet, diese zwei Kom­po­nenten zu kombinieren.

 

n.: Ihre letzte Anmer­kung erin­nert mich an einen Artikel in der Tages­zei­tung “Kom­mersant” über die Ana­lyse einer Umfrage zum „Kol­lek­tiven Gedächtnis“ in Russ­land, die vom Institut für Sozio­logie der RAW durch­ge­führt wurde. Die Ergeb­nisse zeigen viele weiße Fle­cken auf. Die Men­schen kennen ihre Fami­li­en­ge­schichte nicht, bei­spiels­weise wissen sie nichts über repres­sierte Ver­wandte oder haben keine Ahnung über die Tätig­keiten ihrer Vor­fahren vor der Okto­ber­re­vo­lu­tion. Der Roman basiert teil­weise auf Ihrer eigenen Fami­li­en­ge­schichte. Wie kom­pli­ziert war es für Sie, sich an Dinge zu erin­nern oder Infor­ma­tionen in Archiven zu suchen?

 

G.J.: Tat­säch­lich musste ich in diesem Fall keine Zeit im Archiv ver­bringen, um die benö­tigten Infor­ma­tionen zu finden. Ich habe Infor­ma­tionen aus offenen Quellen ver­wendet, wie zum Bei­spiel von Museen oder der Web­site von „Memo­rial”.
(„Memo­rial Inter­na­tional“ [rus­sisch „Мемориал“] ist eine inter­na­tio­nale Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tion, die 1988 gegründet wurde und deren Schwer­punkte die his­to­ri­sche Auf­ar­bei­tung poli­ti­scher Gewalt­herr­schaft, die Ein­hal­tung der Men­schen­rechte und die soziale Für­sorge für die Über­le­benden des sowje­ti­schen Arbeits­la­ger­sys­tems (GULag) sind. Am 4. Oktober 2016 wurde die Ver­ei­ni­gung durch das Jus­tiz­mi­nis­te­rium auf die Liste der „aus­län­di­schen Agenten“ gesetzt. In Russ­land müssen sich gesell­schaft­liche Orga­ni­sa­tionen regis­trieren lassen, wenn sie poli­tisch tätig sind und finan­zi­elle Mittel aus dem Aus­land erhalten. Für die betrof­fenen Orga­ni­sa­tionen bedeutet die Regis­trie­rung eine erheb­liche Ein­schrän­kung ihrer Tätig­keit. – A. d. V.).
„Memo­rial” hat ein sehr großes Online-Archiv mit Erin­ne­rungen von Men­schen, die ent­ku­la­ki­siert oder in den GULag ver­bannt wurden. Mit­hilfe dieser Texte konnte ich mich tiefer in das Thema ein­ar­beiten und einen Blick von innen erhalten. Zwei­fellos sollte man berück­sich­tigen, dass diese Memoiren aus einer gewissen his­to­ri­schen Distanz heraus geschrieben worden sind, meh­rere Jahre oder Jahr­zehnte nach den Ereig­nissen. Im Ver­lauf der Zeit ver­än­dern sich Mei­nungen und Ein­schät­zungen. Den­noch konnte ich nur auf diese Wei­se­ver­su­chen, diesen Teil der Geschichte des Landes mit den Augen ihrer unmit­tel­baren Zeugen zu sehen, abge­sehen von meinen eigenen Erin­ne­rungen an Gespräche mit meiner Groß­mutter. Bestimmte Frag­mente aus diesen Erin­ne­rungen, die mir pas­send erschienen, sind in den Roman­text ein­ge­flossen. Im Buch gibt es viele „Klei­nig­keiten“, die ich nicht erfunden, son­dern in den realen Lebens­ge­schichten gefunden habe.

 

© Agentur Elkost

 

n.: Die Geschichte der Repres­sionen und „Säu­be­rungen“ ist wie ein Eis­berg. An der Spitze befinden sich viele Zeug­nisse, es gibt aber viel mehr ver­lo­rene Fakten und Geschichten. Sie haben lange mit diesem Teil des „Kol­lek­tiven Gedächt­nisses“ gear­beitet. Wie viele ähn­liche Geschichten bleiben den­noch außen vor?

 

G.J.: Dazu kann ich nur sagen, dass ich nach der Ver­öf­fent­li­chung von Suleika öffnet die Augen in Russ­land viele Briefe von Men­schen bekommen habe, deren Eltern oder Groß­el­tern ähn­liche Ver­ban­nungs­er­fah­rungen gemacht hatten. Mein Ein­druck wider­spricht also den Ergeb­nissen der genannten Umfrage. Im Gegen­teil, viele Men­schen erin­nern sich, viel­leicht nicht sehr detail­liert, aber trotzdem kennen sie die schmerz­hafte Fami­li­en­ge­schichte. Nur haben sie keinen Anlass, diese Geschichte zu erzählen. Suleika wurde zu einem sol­chen Anlass, und nach der Publi­ka­tion begannen die Men­schen wieder, sich zu erin­nern und mir zu schreiben.

 

n.: Der staat­liche Fern­seh­sender “Ros­sija 1” plant die Ver­fil­mung des Romans. In wel­cher Pla­nungs­phase steckt das Pro­jekt? Stammt das Dreh­buch von Ihnen?

 

G.J.: Nein. Anfangs wurde mir das ange­boten, aber ich habe abge­sagt. Jetzt bin ich froh dar­über, denn ers­tens bin ich keine ver­sierte Dreh­buch­au­torin. Ich habe zwar die Mos­kauer Film­hoch­schule als Dreh­buch­au­torin absol­viert, habe aber keine breite Erfah­rung in dieser Branche. Zwei­tens war es schwer für mich, noch länger mit dieser Geschichte zu arbeiten. Ich habe mit Suleika fast drei Jahre ver­bracht, danach musste die Nabel­schnur durch­trennt werden. Drit­tens braucht ein Dreh­buch immer Kür­zungen und Bear­bei­tungen. Für mich wäre es sehr schmerz­haft geworden, den eigenen Text zu zerschneiden.
Ich weiß, dass das Dreh­buch jetzt fertig ist. Ich habe es gelesen und kom­men­tiert. Aber die Vor­ar­beiten werden wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich drücke dem Film die Daumen. Es ist ein langes und teures Pro­jekt. Die Geschichte über Zule­jcha kann man nicht irgendwo im Mos­kauer Umland drehen, man braucht andere Land­schaften und Filmkulissen.
Übri­gens wurde vor­ges­tern (24. November 2017 – A.d.V.) die Pre­miere des Thea­ter­stücks Suleika öffnet die Augen in einer Insze­nie­rung des Regis­seurs Ajrat Abušach­manov im Theater in Ufa gefeiert. Abušach­manov ist ein sehr talen­tierter Regis­seur und die Pre­miere war, den Reak­tionen nach zu urteilen, erfolg­reich. Leider konnte ich nicht dabei sein.

 

n.: Ich gra­tu­liere Ihnen zu dieser guten Nach­richt. Am Ende unseres Gesprächs würde ich gern fragen: Sie haben mehr­mals gesagt, dass die sowje­ti­sche Geschichte der Schwer­punkt Ihres Schaf­fens ist. Woran arbeiten Sie jetzt gerade?

 

G.J.: Ich schreibe meinen zweiten Roman, der auch his­to­risch ist. Die Hand­lung des Romans umspannt den Zeit­raum von 1916 bis 1938. Schau­platz ist die Repu­blik der Wol­ga­deut­schen (ASSRNP), die 1923 gegründet wurde und bis 1941 bestand. Ich erzähle von der Geschich­te­dieses auto­nomen Sied­lungs­ge­biets und dem Schicksal eines Deut­schen, der als Lehrer im Dorf arbeitet.

 

Das Inter­view wurde von Natalia Popova am 26. November 2017 geführt und anschlie­ßend aus dem Rus­si­schen übersetzt.

 

Jachina, Guzel‘: Zule­jcha otkry­vaet glaza. Moskva: AST, 2015.
Jachina, Gusel: Sulejka öffnet die Augen. Aus dem Rus­si­schen von Helmut Ettinger. Berlin: Aufbau Verlag, 2017.